Di. 10.04.2018 | 19:15 - 21:00 Uhr
Friedrichshafen | ZF Campus, Blackbox 1.09
Précis: Filme und Fernsehserien, in denen die Figuren erfahren müssen, dass ihre Realität reine Illusion ist, gibt es wie Sand am Meer. Die Serie The Good Place, geschaffen von Michael Schur, ist klar gelangweilt von Vorlagen wie The Matrix oder Westworld. Sie entführt ihre Figuren in eine ganz neue Realität: eine Irrealität, die offen eingesteht, dass sie Benutzeroberfläche ist für die ganz großen kosmischen Fragen — eine Art philosophischer Hyperrealität. Eleanor Shellstrop erwacht in einer “Nachbarschaft” in “The Good Place,” einer Region, die nicht Himmel heißen darf, weil jede Weltreligion lediglich “ungefähr 5 Prozent korrekt erraten hat.” Die Serie spielt mit und in jenen Realitäten, die Moralphilosophen erfinden, wenn sie Maximen testen wollen — im Gefangenendilemma, im Trolley-Problem — und bezieht seine Komik daraus, diese geographisch ernst zu nehmen. Sie spielt mit dem Konzept der Simulation, das sich eben nicht auf Irrealität reduzieren lässt — und das nichts mit Hypermodernität zu tun hat, sondern das seit Jahrtausenden die Antworten auf die fundamentalen Fragen begleitet.
Adrian Daub ist Professor für Germanistik und Allgemeine und Vergleichen Literaturwissenschaft an der Universität Stanford (Kalifornien). Er forscht zur Literatur, Musik und Kultur des neunzehnten Jahrhunderts, und schreibt über Technologie, Medien und Popkultur. Zuletzt erschienen: Pop-Up Nation: Innenansichten aus dem Silicon Valley (Hanser, 2016), The James Bond Songs: Pop Anthems of Late Capitalism (Oxford UP, 2015), Four-Handed Monsters (Oxford UP, 2014) und Tristan’s Shadow (University of Chicago Press, 2013). Er schreibt Beiträge für die Neue Zürcher Zeitung und Zeit online und andere.
Zur Anmeldung
Alle Termine der Ringvorlesung finden Sie hier.