Die Verkehrssysteme vieler deutscher Metropolregionen stehen vor dem Kollaps. Die Region Stuttgart ist aufgrund wirtschafts-, siedlungs- und verkehrsstruktureller Bedingungen besonders betroffen. Die jährliche Verkehrsleistung beträgt rund 39,5 Milliarden Personen-Kilometer. Bei einem Modal-Split-Anteil des motorisierten Individualverkehrs von 49 Prozent, resultieren daraus jährlich rund 19,4 Milliarden ge-fahrenen Pkw-Kilometer.
Die Landeshauptstadt Stuttgart, gehört seit Jahren zu den staureichsten Städten Deutschlands. Die Verlustzeiten pro Autofahrer lagen im Jahr 2019 laut Inrix bei rund 42 Stunden im Jahr, die daraus resultierenden Kosten für Fahrerinnen und Fahrer und Gesellschaft bei 85 Millionen Euro. Externe Kosten, die hier nicht eingerechnet wurden, z.B. für Umweltfolgeschäden, belaufen sich auf ein Vielfaches.
Da in der Region Stuttgart rund 900.000 Beschäftigte regelmäßig zu ihrer Arbeitsstelle pendeln und an einem Werktag 40 Prozent der Verkehrsleistung durch Berufsverkehr verursacht wird, kann eine Verhaltensänderung bei berufsbezogenen Wegen einen wichtigen Beitrag zu messbar weniger Verkehr und zu einer nachhaltigeren urbanen Mobilität in der Region Stuttgart leisten.
Das Forschungsprojekt VenAMo wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert und geht der Frage nach, inwieweit durch raum-zeitlich flexible Arbeit und ein verändertes Mobilitätsverhalten bei arbeitsbezogenen Wegen (einschließlich der Nutzung neuer Mobilitätstechnologien) Verkehrsentlastungseffekte erzielt werden können.
Die wissenschaftlichen Ziele des Forschungsprojektes sind wie folgt definiert:
Unter der Annahme von positiven Effekten auf die Verkehrsbelastung, werden für die Verantwortlichen aus Unternehmen, Betrieben und Kommunen Gestaltungsmöglichkeiten entwickelt, um ein nachhaltiges betriebliches und kommunales Mobilitätsmanagement umzusetzen.
Strategien & Instrumente für raum-zeitlich flexible Arbeit und nachhaltige Mobilität
bei arbeitsbezogenen Wegen
Die Ergebnisse des Vorhabens werden in einem regionalen Dialog in Zusammenarbeit mit Kommunen und Unternehmen in betriebliche bzw. stadtpolitische Strategien überführt.
Es werden Gestaltungsoptionen und Konzepte zur raum-zeitlichen Flexibilisierung von Arbeit und zur Nutzung neuer Mobilitätskonzepte bei arbeitsbezogenen Wegen erarbeitet.
Diese werden in ein integriertes Instrumentarium für Beschäftigte, Betriebe und Politik (regional und überregional) überführt:
Kommunen, Unternehmen und Beschäftigte können in vielfältiger Weise von einer Beteiligung am Projekt profitieren.
In Gesprächen mit regionalen und kommunalen Expertinnen und Experten der Ver-kehrsplanung werden die jeweiligen Bedarfe und Möglichkeiten nachhaltiger Mobilitätskonzepte bei arbeitsbezogenen Wegen erfasst und gebündelt.
Zusätzlich werden mittels Leitfadeninterviews mit Beschäftigten unterschiedlicher Funktionsgruppen und Hierarchieebenen individuelle Anforderungen und Belastungen sowie die arbeitsstrukturellen Möglichkeiten raum-zeitlich flexibler Arbeit in Unternehmen und Kommunalverwaltungen erhoben.
In Reallaboren forschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und Praktikerinnen und Praktiker gemeinsam.
Im Rahmen von Reallaboren werden mit den Beschäftigten der teilnehmenden Unternehmen und Kommunalverwaltungen Gestaltungsmöglichkeiten raum-zeitlich flexibler Arbeit und Optionen für nachhaltige Mobilitätskonzepte bei arbeitsbezogenen Wegen definiert, ausprobiert, diskutiert und bewertet.
Ziele der Reallabore und Realexperimente in VenAMo:
In Workshops mit Vertreterinnen und Vertretern der Kommunen und Unternehmen werden Möglichkeiten zur Förderung raum-zeitlich flexibler Arbeitsformen und nachhaltiger Mobilitätskonzepte bei arbeitsbezogenen Wegen diskutiert.
Die beteiligten Unternehmen bringen in Zusammenarbeit mit den Kommunen eigene Ideen zur Förd-rung des betrieblichen Mobilitätsmanagements ein und entwickeln diese weiter.
Lehrstuhl für Sozioökonomik (Zeppelin Universität) Projektleitung
Prof Dr Dr Manfred Moldaschl; Tobias Hallensleben; Matthias Wörlen
ZIRIUS - Zentrum für Interdisziplinäre Risiko- und Innovationsforschung
(Universität Stuttgart)
Sarah-Kristina Wist; Dr Rainer Kuhn
Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) - Institut für Verkehrswesen (IfV)
Dr Martin Kagerbauer; Anna Sophie Reiffer; Christian Klinkhardt
Balluff GmbH
Michael Weinfurther; Philipp Bofinger
Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH (WRS): Nachhaltige Mobilität
Alexandra Bading
Verband Region Stuttgart (VRS)
Dr Klaus Lönhard