15.02.2018

Krisen der Realität – Eine Ringvorlesung zu Schlüsselwerken der Künste

Zwölfteilige öffentliche Ringvorlesung an der ZU

Ausgerichtet von Prof. Dr. Karen van den Berg (Lehrstuhl für Kunsttheorie und inszenatorische Praxis) und Prof. Dr. Jan Söffner (Lehrstuhl für Kulturtheorie und Kulturanalyse)

Wenn Fakten in der Politik immer weniger Effekte auf die Meinungsbildung und das Wählerverhalten haben, scheint es an der Zeit, von einer Krise des Realen und der Realität zu sprechen. Krisen der Realität sind schon häufig ausgerufen worden – von den Avantgarden der Moderne, von den Existentialisten, von der Postmoderne mit ihren radikalen Konstruktivismen und Dekonstruktionen. Doch waren diese von der jeweiligen Bewegung selbst ausgerufene, in den meisten Fällen sogar gewünschte Krisen: Es waren Krisen, die eher von einer Macht und Dominanz der Realismen ihrer jeweiligen Zeit zeugten und von dem Wunsch, sich von einem Totalitarismus des Realen befreien zu wollen.

Dan Perjovschi, „Are universities so universal?“, 2017.


Gegenwärtig aber verweisen Theoriedebatten vom New Realism bis zum Spekulativen Realismus sowie ein neuer Realismus und Dokumentarismus in den Künsten auf das Anliegen, das Konzept der Realität zu wahren oder neu beschreiben zu wollen. In Literatur, Film, Theater und in der Bildenden Kunst lässt sich daher derzeit nicht zufällig ein neuer Realismus ausmachen; – ein Realismus, der sich von seinen Vorläufern in vieler Hinsicht unterscheidet. Denn seit von „Post-truth“ die Rede ist und virtuelle Realitäten Teil des Alltags geworden sind, stellt sich die Frage neu, wie sich ein Konzept von Realität gewinnen lässt, das sich als soziales Fundament eignet und nicht beliebig dehnbar ist. Dieses Anliegen hat in Zeiten, in denen mit Fake-News Politik gemacht wird, eine neue Dringlichkeit gewonnen.


Da die Künste seit je her ein ganz eigenes Verhältnis zur Realität pflegten und immer schon auch das Fiktive und Mögliche entwarfen, eignen sie sich in besonderem Maße, unterschiedliche Realitätsbegriffe beobachtbar zu machen. In den Künsten wird nicht nur die Wahrnehmung selbst erfahrbar gemacht, es wird auch auf je eigene Weise das Verhältnis zur Wirklichkeit ausgelotet. Dabei wird eine Abständigkeit zur Welt erfahrbar, es werden Realitätsbrüche spürbar oder durch hyperrealistische Szenarien immersive Intensivierungen der Wirklichkeitserfahrung evoziert.


Mit ihren unterschiedlichen Realismen unterhielten die Künste ehedem ein eigenes Verhältnis zur Realität. Sie scheinen daher in besonderem Maße geeignet, Realitätskrisen beobachtbar, wahrnehmbar und beschreibbar zu machen.
Vor diesem Hintergrund stellen Experten aus Kunst-, Musik-, Film- und Literaturwissenschaft im Rahmen der Ringvorlesung Schlüsselwerke von Künstler/innen, Schriftsteller/innen und Filmemacher/innen vor, die das Realitätsverständnis ihrer Zeit problematisieren.

Die Ver­an­stal­tun­gen im Ein­zel­nen:

  • Diens­tag, 30. Ja­nu­ar: „Wir sind nie real ge­we­sen. Wirk­lich­keit, Gleich­nis und Pro­ceß“

mit Prof. Dr. Jan Söff­ner

  • Diens­tag, 6. Fe­bru­ar: „Si­mu­la­ti­ons­kri­sen. Zum Werk von Harun Fa­ro­cki“ mit Ina Ned­der­mey­er, Lei­te­rin der Ab­tei­lung Kunst im Zep­pe­lin Mu­se­um Fried­richs­ha­fen


  • Diens­tag, 13. Fe­bru­ar: „La­chend die Wahr­heit...? Das Wirk­lich­keits­ver­ständ­nis der Sa­ti­re“ mit Dr. Joa­chim Land­kam­mer, Lehr­stuhl für Kunst­theo­rie und In­sze­na­to­ri­sche Pra­xis an der ZU


  • Diens­tag, 20. Fe­bru­ar: „Rea­li­tät in Serie“ mit Dr. Su­san­ne Schmet­kamp von der Uni­ver­si­tät Basel


  • Diens­tag, 27. Fe­bru­ar: „Yngve Holen. Die Rea­li­tät des Be­geh­rens“ mit Dr. Phil­ipp Klein­mi­chel, Lehr­stuhl für Kunst­theo­rie und In­sze­na­to­ri­sche Pra­xis an der ZU


  • Diens­tag, 6. März: „Stim­mungs­räu­me. Welt­er­zeu­gung und Rea­li­täts­er­fah­rung in der Kunst“ mit Prof. Dr. Kers­tin Tho­mas von der Uni­ver­si­tät Stutt­gart


  • Mittwoch, 14. März: „,…wie die Schran­ken, wel­che die Gauk­ler vor den Zu­schau­ern sich er­bau­en‘. Zu einer Rea­li­täts­re­fle­xi­on des Com­pu­ter­spiels“ mit Prof. Dr. Tho­mas Hen­sel von der Hoch­schu­le Pforz­heim


  • Diens­tag, 20. März: „Wahr­neh­mun­gen in der Dun­kel­heit. Über Wolf­gang Hil­big“ mit Prof. Dr. Maren Leh­mann, Lehr­stuhl für So­zio­lo­gi­sche Theo­rie an der ZU


  • Diens­tag, 10. April: „Die Mög­lichs­te aller schlech­ten Wel­ten. The Good Place, Mo­ral­phi­lo­so­phie und die Frage nach der Rea­li­tät“ mit Prof. Dr. Adri­an Daub von der Stan­ford Uni­ver­si­ty


  • Diens­tag, 17. April: „Ge­teil­te Wahr­heit. Fakt und Fik­ti­on in der Ar­beit von Ro­bert Smith­son“ mit Prof. Dr. Ste­phan Schmidt-Wul­ffen von der Uni­ver­si­tät Bozen


  • Diens­tag, 24. April: „Rea­li­tät in der Re­nais­sance und die Re­nais­sance der Rea­li­tät“ mit Prof. Dr. Karen van den Berg, Lehr­stuhl für Kunst­theo­rie und In­sze­na­to­ri­sche Pra­xis an der ZU


  • Diens­tag, 8. Mai: „Die Idee des Rea­lis­mus“ mit Prof. Dr. Hel­mut Drax­ler von der Uni­ver­si­tät für An­ge­wand­te Kunst Wien


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