Im Zentrum des Forschungsinteresses des Lehrstuhls für Global Governance steht das Spannungsverhältnis zwischen Inklusivität und Exklusivität, zwischen Dominanz und Marginalisierung. Kurzum: es geht um Macht. Uns treiben die Fragen danach um, welches die mächtigen Akteure und welches die mächtigen Ideen in Global Governance sind und warum dies so ist.
Der erste Schwerpunkt des Lehrstuhls liegt auf der Analyse transnationaler Governance-Institutionen. Auf der einen Seite des Spektrums stehen solche Institutionen, die möglichst viele verschiedene Akteure und Interessen umfassen und berücksichtigen. Auf der anderen Seite stehen Clubs, deren Zusammensetzung exklusiv und relativ statisch ist und deren Interessen weitgehend homogen sind. Am Lehrstuhl gehen wir den Fragen nach, welche Akteure und welche Ideen in transnationalen Governance-Institutionen dominieren und wie sich dies erklären lässt, insbesondere für Themen der Sicherheit, humanitären Hilfe, der Menschenrechte und des Umweltschutzes. Hierzu greifen wir vorrangig auf Theorien der Internationalen Beziehungen, der Organisationsforschung und der politischen Soziologie zurück.
Der zweite Schwerpunkt des Lehrstuhls liegt auf der politischen Kommunikation staatlicher und nichtstaatlicher Akteure im Rahmen von Global Governance, insbesondere in Verbindung mit Digitalisierung und neuen Technologien. Das Internet und soziale Medien eröffnen den Akteuren neue Möglichkeiten der Selbst- und Fremddarstellung, die weitreichende Folgen für Politik, Gesellschaft und Wirtschaft haben, weil sich dabei bestimmte Ideen und Identitäten durchsetzen und andere verdrängt werden. Am Lehrstuhl untersuchen wir in diesem Zusammenhang zum Beispiel, welche Folgen sich daraus für die Definition von Problemen und die Formulierung von Lösungen hierfür ergeben. Wir greifen dabei insbesondere auf Ansätze des politischen Marketing, des Marketing von Unternehmen und auf Arbeiten aus dem Bereich des non-profit-Management zurück.
Der dritte Schwerpunkt des Lehrstuhls liegt auf einer sicherheitsorientierten und gendersensiblen Friedens- und Konfliktforschung, die insbesondere auf Ansätze der kritischen Sicherheitsforschung und feministische Ansätze zurückgreift. Wir untersuchen zum Beispiel, welche Vorstellungen von Maskulinität und Femininität globaler Sicherheitspolitik zugrunde liegen und welche Auswirkungen dies darauf hat, welche Art von Sicherheit für wen, durch wen und mit welchen Mitteln produziert wird. Auch hierbei dominieren bestimmte Akteure, Sicherheitsvorstellungen und -bedürfnisse, während andere marginalisiert werden.