Liebe Studierende, wir freuen uns über Ihr Interesse an den Themen unseres Lehrstuhls und bieten vielfältige Möglichkeiten an, in unserem Team mitzuarbeiten. Insbesondere begrüßen wir Bewerbungen für Humboldt- und Elinor-Ostrom-Projekte. Gerne betreuen wir auch in jedem Semester eine begrenzte Anzahl an Bachelor- und Masterarbeiten. Wir sind zudem immer auf der Suche nach interessierten und engagierten wissenschaftlichen Hilfskräften. Sprechen Sie uns gerne jederzeit an.
Allgemeine Voraussetzungen
Ablauf Themenfindung
Hier finden Sie die vollständige Themenliste für studentische Forschungsarbeiten zum Download:
Themenliste für studentische Forschungsarbeiten (Stand: Februar 2024)
Behavioral Ethics
a) Eine Behavioral Ethics Analyse von Fallbeispielen
Regelmäßig erreichen uns Nachrichten über neue Skandale und Beispiele von fragwürdigen Geschäftspraktiken in der Finanz- und Wirtschaftswelt. Firmen zahlen Schmiergelder, fälschen Bilanzen und sind in Betrugsaffären verwickelt (z.B. Enron, Wirecard, VW, Cum-Ex, Libor-Skandal, etc.). Erkenntnisse aus der Behavioral Ethics Forschung tragen dazu bei, besser zu verstehen, warum sich solche fragwürdige Geschäftspraktiken entwickeln. Es besteht die Möglichkeit, sich einen ausgewählten Fall näher anzuschauen und anhand von (seriösen) Presseartikeln, Gerichtsprotokollen, etc. zu analysieren, welche psychologischen und situativen Faktoren zur Genese eines Skandals beigetragen haben.
b) Deception
& Digitalisierung: Wie verändert sich Ehrlichkeit in einer digitalen Welt?
Die Digitalisierung verändert Organisationen und nimmt auf Führung, Teamarbeit oder Verkäufer-Kunden-Interaktionen Einfluss. Dadurch verändern sich vermutlich auch zwischenmenschliche Beziehungen und Kooperationen. Ehrlichkeit gilt als wichtiger Baustein für gute Beziehungen und stabile Systeme. Wie verändert sich das Ausmaß von Betrug, Täuschung und Lügen durch die Digitalisierung?
Moral Intelligence und Persönliche Integrität
c) Förderung der persönlichen Integrität: Nutzen von Reflexionsfragen in Konfliktsituationen
Im Berufsleben stehen Führungskräfte und Mitarbeiter:innen oft vor Konfliktsituationen, die ein an Regeln und ethischen Standards ausgerichtetes, «integres» Verhalten auf die Probe stellen. Zum Beispiel könnten falsche Erwartungen von Vorgesetzten oder Teammitgliedern Druck ausüben, Abstriche bei ethischen Standards zu machen. Wie navigiert man durch solche Dilemmata? Viele Unternehmen setzen auf die Strategie, ihren Mitarbeitenden einfache, aber kluge "Reflexionsfragen" als Entscheidungshilfe zu geben, um "richtiges" Entscheiden zu unterstützen. Beispiele von solchen RFs sind: «Würde ich die Person bei dieser Entscheidung mögen, die ich im Spiegel sehe? «Würde die Öffentlichkeit meine Entscheidung gutheissen, wenn sie darüber in der Zeitung liest?» Wichtige Fragen sind u.a.: Welche Theorien und empirischen Befunde untermauern den Nutzen solcher Fragen? Wie beeinflussen solche Fragen das moralische Bewusstsein oder moral disengagement? Fördern sie das Vertrauen in die eigene Entscheidungskompetenz (moral efficacy)?
Gender
d) Gender, Führung und Fehlverhalten in der Wirtschaft
Das Thema Gender und Führung wirft eine Vielzahl interessanter Fragestellungen auf. Eine zentrale Frage dreht sich um den Sachverhalt, warum es so wenige Frauen in der Führungsetage gibt. Dazu existieren zwar viele Erklärungsansätze, aber neuere Ansätze haben die Idee eingebracht, ob geschlechtsspezifische Unterschiede in ethischen Werthaltungen ebenfalls eine Rolle spielen könnten. Was sagt die empirische Forschung dazu? Und welche Implikationen hätte dies für die Gender-Diskussion? Eine weitere wichtige Frage betrifft die Evidenz dafür, ob Unternehmen mit weiblichen Eigentümern oder Führungskräften eine geringere Anfälligkeit für Korruption und Betrug aufweisen. Inwieweit unterscheiden sich in ihren Führungsstilen und unternehmerischen Entscheidungen von ihren männlichen Kollegen? Welche spezifischen Kompetenzen und Denkweisen könnten Frauen möglicherweise in die Führung einbringen?
Wertemanagement erfordert nicht nur organisatorische Strukturen, die Werte kultivieren, sondern auch persönlich integre Führungskräfte und Mitarbeiter:innen, die Werte "leben". Wir vertreten die Ansicht, dass eine Reihe psychologischer Kompetenzen, motivationale, wahrnehmungsbezogene, entscheidungsbezogene und handlungsbezogene Fähigkeiten (= moral intelligence), erforderlich sind, um persönliche Integrität zu verwirklichen.
Förderung der persönlichen Integrität durch Reflexionsfragen
Im Arbeitsalltag sehen sich Berufstätige häufig mit schwierigen Konfliktsituationen konfrontiert, in denen ethische und geschäftliche Interessen aufeinanderprallen. In solchen Momenten besteht die Gefahr, dass schlechte Entscheidungen getroffen werden und die Integrität nicht gewahrt wird. Im Rahmen eines laufenden interdisziplinären Forschungsprojekts (an der Zeppelin Universität und der Universität Zürich) untersuchen wir, ob die Bereitstellung von Reflexionsfragen (siehe auch oben, Punkt I. c) ethisches Entscheiden unterstützen und moral blindness reduzieren kann. Im Rahmen dieses Projekts haben Studierende die Möglichkeit, auch kleinere empirische Arbeiten durchzuführen.
a) Können Reflexionsfragen dazu beitragen, moralische Blindheit zu reduzieren?
Forschung und Praxis zeigen, dass Berufstätige oft "blinde Flecken" haben. Sie übersehen häufig die mit den Tätigkeiten verbunden ethischen Dimensionen. Es wird z.B. übersehen, dass ihre Handlungen anderen schaden oder die Reputation ihres Unternehmens beeinträchtigen könnte. Inwiefern können Reflexionsfragen dazu beitragen, blinde Flecken zu reduzieren? Aktivieren verschiedene Reflexionsfragen auch unterschiedliche Mindsets? Z.B. aktiviert eine Spiegel-Frage («Würde ich die Person bei dieser Entscheidung mögen, die ich im Spiegel sehe?) oder eine Zeitungs-Frage («Würde die Öffentlichkeit meine Entscheidung gutheißen, wenn sie darüber in der Zeitung liest?») unterschiedliche Selbst-Aspekte (private vs. public awareness). Reduzieren Reflexionsfragen den Einsatz von moralischem Rechtfertigen (moral disengagement) und anderen Biases?
b) Unterstützen Reflexionsfragen die Entscheidungskompetenz?
Die Forschung zeigt, dass die Konfrontation kritischen Konfliktsituationen im Berufsalltag mit Verunsicherung, Stress, emotionaler Erschöpfung und Vermeidungsverhalten einhergehen kann. Mitarbeitenden mangelt es oft am Vertrauen und der Zuversicht in die eigene Entscheidungsfähigkeit (moral efficacy), also in die Fähigkeit, auch in schwierigen Situationen zu wissen, was das Richtige wäre zu tun. Können Reflexionsfragen die individuelle Entscheidungsfähigkeit – eine Kernkompetenz der moralischen Intelligenz – unterstützen? Inwiefern können sie Unsicherheit und Belastung verringern und moral efficacy, das Wohlbefinden oder Happiness fördern?
Moral Sensitivity
c) Voraussetzungen und Konsequenzen moralischer Sensitivität
Mit moral sensitivity (oder moral awareness) ist eine weitere Schlüsselkompetenz der moralischen Intelligenz gemeint, nämlich ein Sensorium für moralische Werten (wie Fairness, Wertschätzung, Ehrlichkeit, etc.) zu haben. Wir haben in der Vergangenheit ein vignettenbasiertes Instrument entwickelt und getestet, welches misst, in welchem Maße Personen ein Sensorium für moralische Werte und/oder businessbezogene Werte haben. Mit Hilfe dieses Instrumentes lassen sich eine Vielzahl interessanter Fragen zu den Voraussetzungen und Konsequenzen von moral sensitivity näher untersuchen. Um nur einige Beispiele zu nennen: Wie verändert sich moral sensitivity in Abhängigkeit vom Arbeitskontext, der Unternehmensbranche, der Position im Unternehmen oder der Anstellungsdauer? Neigen moralisch sensitive Individuen zu weniger Rationalisierungen, erleben aber mehr Stress und Belastungen im Umgang mit Wertkonflikten?